Re: Kendo goes wild

Alles was nicht so viel mit Kendo zutun hat, aber trotzdem Spaß macht
Jan T.
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Kendo goes wild

Beitragvon Jan T. » So 24. Sep 2006, 15:12

Hallo liebe Kendoleute,

ich möchte mal kurz meine bisherigen Erlebnisse hier in Namibia schildern, da sich einige ja sicherlich große Sorgen machen, ob ich nicht etwa gefangen oder umgebracht werde (nicht wahr Stephan?!).
Ich bin jetzt seid vier Wochen hier und habe mein Visa immer noch nicht. Das liegt wahrscheinlich an den "netten" Mädels im Innenministerium die uns nach jedem Fragen erst einmal in die dritte Etage schicken, vorbei an Sicherheitsleuten mit Gewehren , damit wir dann dort zwei Stunden rum sitzen können. Mit dem Ergebnis: "Der Antrag wird bearbeitet. Übrigens liegen dort noch Anträge von Januar 05. Das kann sich also noch ne Weile ziehen. Ja das war der erste Eindruck. Alles geht hier n bissl gemütlicher zu.
Eine Exkursion haben wir auch schon gemacht. Drei Wochen durch den Westen und Norden Namibias. Das waren ungefähr 4000 km. Unser Auto, ein VW Microbus, getauft auf den Namen "Lutz" hat das alles wunderbar mitgemacht.
Zuerst ging es in die Namib, zum  so genannten Sossusvley. Das ist ein durch Regenwasser gespeister See mitten zwischen roten Sanddünen. Weiter über Swakopmund einer kolonial anmutenden Stadt am Atlantik. Viele Kilometer weiter über Berge zum Etosha-Nationalpark. Hier waren wir drei Tage, um uns Antilopen, Springböcke, Strauße, Löwen, Giraffen, Elefanten, Rhinos und und und anzuschauen. Ziemlich dekadent war das beleuchtete Wasserloch in einer Lodge. Hier kamen die Tiere abends zum trinken und man saß ca. 30 Meter entfernt mit Wein und genoss die Stimmung. Am zweiten Tag in Etosha sahen wir ein Rhino vom Auto aus in 20 Meter Entfernung. Nach gegenseitigem Bestaunen schnaubte es kurz und rannte auf uns zu. Euer Jan, geistesgegenwertig, macht den Motor aus, verwandelt sich in einen großen Stein (unser Auto ist für die Tiere nur ein Stein & laut unserer Profs) und das Rhino drehte 2 Meter vor uns ab. Ich brauche glaub ich nicht beschreiben wie wir uns gefühlt haben. . . Es gibt so viele Geschichten im Etosha zu erzählen, dass ihr bestimmt müde werdet diesen Text zu lesen.
Deshalb fahren wir weiter in den Caprivi. Das ist der Norden von Namibia. Hier gibt’s die lieben Hippos. Eine Kajackfahrt brachte uns auf den Okawango in dem sie leben. Wenn Hippos so gähnen bedeutet das äußerste Aggression. . . Naja, nachdem unsere Guides ein Männchen sahen, der eben so gähnte, fingen sie an auf Afrikaans etwas zu erzählen und fuhren plötzlich schneller . . . Nach der Bootsfahrt erfuhr ich dann von den anderen fünf, die auch mit waren, das auch sie Adrenalin im Blut verspürten .
Ja, dass habe ich also auch überlebt, zusammen mit den Mücken dort oben. Dann ging es wieder Richtung Hauptstadt vorbei an zwei Farmen. Einmal ne Milchkuhfarm und einmal ne Fleischfarm. Unseren Agrarwirten musste ja auch noch was geboten werden. Auf jeden Fall gab’s dort lecker zu essen.
So, dass war nur n kurzer Abriss von dem was ich so erlebt habe. Die ganzen feinen kleinen Sachen müssen warten bis ich wieder da bin. Hier gibt es nur in der Hauptstadt Internet und da auch nur ISDN für 2 Euro die Viertelstunde.
Wer Bilder sehen möchte, die zeigt euch die Wiebke gerne und ihr habe ich auch so manche anderen Stories schon erzählt, wenn mal ein Telefon zum telefonieren in der Nähe war.
Jetzt ist die Exkursion vorbei und Georg (mein Kommilitone) und ich werden in das Ovamboland im Norden fahren, um unsere Arbeit zu machen. Die Leute dort sind sehr nett, aber auch sehr arm. Einer läuft dort jetzt mit meinem Kendo T-shirt rum. Der hatte ein ganz zerfetztes Hemd an und war gut gebildet. Mit ihm konnten wir in Kontakt kommen.
Es gibt viele Kinder die an den Märkten betteln. Geld wollen wir denen nicht geben, da kaufen wir lieber jedes Mal einen Sack Äpfel und Omaere (angedickte Milch) extra. Die Kinder freuen sich sehr darüber und es ist gesund.
Ich weiß noch nicht wann ich mich mal wieder melden kann, deshalb wünsche ich euch viel Spaß und wer eine Postkarte oder Brief haben möchte, gibt seine  Adresse an die Wiebke.
Tschüß und seid schön fleißig im Kendo & ich bin es hier auch.

Der Jan
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Un.tot
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Re: Kendo goes wild

Beitragvon Un.tot » So 24. Sep 2006, 21:21

Schön mal was von dir zu hörfen, und auch wunderschöne Bilder. Besonders das mit dem Elefanten ist echt Klasse.
Ich lebe immer noch!
Ich gebe immer noch!
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Re: Kendo goes wild

Beitragvon Intrepid » So 24. Sep 2006, 21:50

Wenn Du die Tricks raus hast, dann lass es mich wissen.

Bis dahin: Schöne Zeit und, wie Anna schon sagte, schöne Bilder! :)
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Nicht alles, was hinkt, ist ein Vergleich.

Jan T.
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Re: Kendo goes wild

Beitragvon Jan T. » So 22. Okt 2006, 09:30

Spaghettifestspiele und andere kulturelle Höhepunkte

Also ich wollte gerade los schreiben als ich noch mal aufs Klo gehe und da kniet ein Touri vor dem Waschbecken. Neben dem Waschbecken sein Laptop . . . Ich weiß grad nicht wie ich das interpretieren soll, aber wahrscheinlich liegt das halt wirklich an der hohen Sonneneinstrahlung hier. 40 Grad im Schatten fordern halt ihre Opfer. Uns geht’s soweit noch ganz gut . . .

Hier in Opuwo (im nordwestlichen Teil von Namibia) ist halt alles ein bissel anders. Da nimmt man auch schon mal einen kranken Einheimischen von der Veterinärgrenze 170 km mit und stört sich auch nicht an den nackten Frauen im Supermarkt. Es sind Himba-Frauen, die letzten Nomaden in Namibia. . . . Nomaden & Supermarkt!!!

Unser Stellplatz ist auf jeden Fall ne Wucht. Mitten auf einem Berg, 360 Grad freie Sicht auf Berge und Savanne und seit letzter Woche hat die Regenzeit begonnen. Das heißt jeden Abend Blitze, Blitze, Blitze und vielleicht auch n bissel Wasser von oben.

Das in Namibia alles ein bissel ruhiger abläuft, erleben wir live mit unserem Visa-Antrag. Den hatten wir Ende Januar eingereicht und letzte Woche haben wir einem Beamten die Antwort: "Ja, ihr Antrag ist hier eingegangen?!" abringen können. Nun bleibt uns noch ein Monat um die Herren dazu zu bewegen diesen Antrag doch tatsächlich auch mal zu bearbeiten. Auf jeden Fall haben wir unseren ´Grenzübertritt nach Botswana` schon mal theoretisch gemacht und uns überlegt was so ein Grenzposten unbedingt noch braucht (Sixpack, Wein, Fleisch), welche Zeit und Ort man wählt, damit man so ein blödes Tourivisa für drei weitere Monate bekommt.

Langsam bekommt alles so seine Routine. 9 Uhr aufstehen, Frühstücken, Arbeiten von 11 Uhr bis 16 Uhr, Siesta, überlegen was es zum Abendbrot gibt (ihr glaubt gar nicht wie viel verschiedene Nudelgerichte man sich ausdenken kann) und dann der allabendliche Film.

Bald werden wir Richtung Osten in das Ovamboland fahren, um dort Vegetationsaufnahmen zu machen. Dort ist das Land noch nach Stämmen aufgeteilt und dreiviertel der namibianischen Bevölkerung leben hier auf max. einviertel der Landesfläche. Leider ist hier auch die Armut am größten und damit auch die mit Abstand höchste Kriminalitätsrate zu verzeichnen. Also, wenn wir in den nächsten 4 Monaten nicht mal beklaut werden, wäre das quasi ein Wunder. Na mal sehen, wir werden die "Städte" weitestgehend meiden und einfach tun was getan werden muss.

So das war’s erstmal, ich wünsch euch noch ein paar schöne farbenfrohe Herbsttage.
Bleibt geschmeidig & Euer schwitzender Jan

PS: trotz des analogen Internetanschlusses vier Bildchen
   
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Re: Kendo goes wild

Beitragvon Un.tot » Di 24. Okt 2006, 17:16

krass :)) ich freu mich schon auf die nächste Fortsetzung :)

*vorfreu*

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Re: Kendo goes wild

Beitragvon Jan T. » Mo 20. Nov 2006, 09:48

Kampfgeist auch in sengender Sonne

Nach etlichen Siegen der KENVO Mitglieder, kann ich voller Stolz berichten, auch wir haben einen Sieg errungen…nach 10 Monaten Bearbeitungszeit (incl. intensives Nerven lassen von uns und der Agentur in den letzten 3 Monaten) bekommen wir unser Visum. Jedenfalls hat die Frau von der Agentur uns das garantiert. Jetzt dauert es "nur noch" ca. 2 Wochen bis wir den Stempel in unseren Pässen haben. Ich habe sogar schon eine schriftliche Bestätigung dafür erhalten, während Georgs Antrag zum x-ten mal verschwunden ist, aber das ist angeblich kein Problem, denn Hauptsache ich bekomme den blöden unleserlichen blauen Farbkreis in mein rotes Muttiheft für unterwegs. Ohne die Agentur hätten wir das nie geschafft und wären in 6 Tagen zu kriminellen Subjekten geworden, was bedeutet, wir dürften weder hier sein, noch ausreisen. Wir hätten uns also erschießen müssen um nicht gegen das Gesetz zu verstoßen -  ein dreifaches Hoch auf die Bürokratie!

Die letzten Wochen haben wir noch mal fleißig gearbeitet. Der Nordosten ist der absolut dicht besiedeltste Teil Namibias, weshalb wir auch häufigen Kontakt zu den Leuten hatten (vor allem Kinder, Jugendliche und Crack- Dealer). Das führte aber oft auch zu unangenehmen Gefühlen, denn wenn man jeden Abend von ein bis zwei handvoll, echt verarmten Menschen beim Essenkochen und Verzehren belagert wird, schmeckt`s einfach nicht mehr. Wir haben zwar Reis, Gemüse und Trockenfleisch verschenkt, aber alle können wir natürlich nicht füttern.  Vor allem da wir ja auch über eine Woche am selben Ort waren hatte sich die Anwesenheit  zweier spendabler Touristen im Dorf schnell rumgesprochen. Touristen sind in dieser Gegend sowieso selten und wenn, bleibt kaum einer länger als eine Nacht. Aber da wir das Gebiet genauer inspizieren mussten und es nur den einen Campingplatz im Umkreis von 200 km gibt, hatten wir keine Wahl. Außerdem war`s sonst ein wirklich schönes Plätzchen mit viel Ruhe, Palmen und über 3m hohen Kakteen. Leider hat`s den Mosquitos auch sehr gefallen und da in diesem Gebiet hohes Malaria- Risiko besteht, habe ich jeden Tag mindestens 50 erschlagen um mein Gewissen zu beruhigen, aber weniger sind es trotzdem nicht geworden (das PC (Plumsklo) auf dem Zeltplatz ist einfach eine zu ideale Brutstätte, weshalb man selbiges auch nicht benutzen konnte ohne in einer schwarzen summenden Wolke zu stehen bzw. sitzen.).

Seit einer Woche sind wir jetzt wieder in Malaria- freier Zone und keiner hat Fieber oder andere unangenehme Körperreaktionen zu Protokoll gegeben, also haben wir`s wohl unbeschadet überstanden. Das Safari- Outdoor- Survival- Highlight der letzten Zeit war allerdings die intensive Begegnung mit heißem Sand, welcher eigentlich die Form einer halbwegs befahrbaren Piste haben sollte, was sich jedoch als Irrtum herausstellte. Als wir das bemerkten war es aber schon zu spät & wir steckten fest. Zu Beginn lachten wir noch und freuten uns, dass uns sowas auch mal passiert. Als wir allerdings eine Stunde später den Lutz schon dreimal ausgegraben hatten und immer nur etwa 5 Meter vorwärts gekommen waren, verging uns das Lachen, denn vor uns lagen noch ca. 500m bis der Sand in Schotter überging. An zurück war nicht zu denken, da wir hinter uns alles schon komplett umgegraben hatten und die Strecke auf der wir gekommen waren würden wir im Rückwärtsgang niemals schaffen (umdrehen war erst recht unmöglich). Mittlerweile war es Mittag und die Sonne brannte. Dann kamen eine Frau und zwei junge Männer, die wir zwar nicht verstanden, die uns aber hilfreiche Tipps zu geben schienen. Sie waren keine 5 min. da, als sie anfingen uns beim Graben zu helfen und Äste zur Bodenstabilisierung  holten.  Die nächsten Versuche waren trotzdem nicht erfolgreicher als die Vorangegangenen. Erst als wir noch Luft aus den Reifen ließen schafften wir ca. 100 Meter - wir waren wieder motiviert und beim nächsten Anlauf landete ich mit Glück auf dem Schotter. Der halbe Kilometer war nach 3 Stunden endlich bezwungen. Völlig kaputt und voller Sand (der super an Schweiß kleben kann) bedankten wir uns bei den ausdauernden Helfern mit T- Shirts (die sie bitter nötig hatten), Bier und Wasser.

Nun zurück zur Gegenwart. da wir uns schon mit dem Gedanken angefreundet hatten nach Südafrika fahren zu müssen, werden wir (sobald wir das Visum in den Händen halten) dies trotzdem tun. Die Sonne soll um diese Jahreszeit dort unten besonders hell scheinen und alle Menschen sind glücklich und Gummibären wachsen an den Bäumen…sagt man. Wir werden das überprüfen und dann dem Hauptquartier einen codierten Bericht zukommen lassen und die strategisch wichtigen Punkte mit roter Gelatine markieren.
Bis dahin Brust raus, Bauch rein!
Euer legalized Jan

PS: Verhandlungen über die neue Trainingsstätte des KENVO in Namibia laufen STOP Brauche mehr Bestechungsgüter in Form von Kühen und Ziegen STOP Bau hat schon begonnen STOP Bilder folgen ENDE
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Jan T.
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Re: Kendo goes wild

Beitragvon Jan T. » Di 12. Dez 2006, 13:11

Hallo liebe Kendokinder und wollig warme Weihnachtsgrüße. Ja, da ist also schon Dezember und mal wieder Zeit über das Treiben hier unten zu berichten.

Zu Allererst kann ich doch tatsächlich berichten, das wir nun stolze Besitzer hochoffizieller Stempel in unseren Pass sind. Diese befähigen uns zu grenzenlosem Treiben. Was wir auch sofort nach Erhalt getan haben. Doch zuvor bestätigte sich abermals die unglaubliche Blödheit der namibischen Behörde. „Damals“ beantragten wir eine 6- monatige befristete Aufenthaltsgenehmigung ab September. Jetzt, nach besagtem hin und her und ewigem Zittern ob wir nun doch bleiben dürfen, ist es uns nun möglich bis Ende November 2007 hier zu bleiben. Wie soll man da noch klar denken. Erst geht hier gar nichts und plötzlich darf man ungeschoren hier verweilen. Wer da nicht verrückt wird, dem ist auch nicht mehr zu helfen. Und ihr werdet es nicht glauben, es geht noch ein Stückl krasser. Wer aufmerksam liest, wird die Stelle genau erkennen.

Wir unternahmen also einen Ausflug gen Süden in das ehemalige Land der Hotentotten. Wir starteten früh, denn schließlich hatten wir 1400 km vor uns. Sonnenbrille auf, Musik auf laut, Kühlbox an und los. -Platten-und das nach erst 100 Metern. Das ging ja toll los und eine Stunde später dann wirklich. In Südafrika begrüßen einen Berge, Flüsse, Seen und grüne Wiesen gemischt mit einer Prise Ozean. Hier lässt ich der Stress der letzten Wochen vergessen. Es wirkt weniger afrikanisch, da es sehr viele weiße Einheimische gibt, die Infrastruktur besser (hier sind sogar die Nebenstrassen geteert) und das Landschaftsbild nicht so, wie soll ich sagen, „speziell“ ist. Durch das mediterrane Klima ist es viel grüner als in Namibia und die Hitze ist nicht zu erbarmungslos drückend. Nach Kapstadt (wogegen Windhoek ein Dorf ist) und dem Kap der Guten Hoffnung, sind wir an der Südküste ein paar Tage Richtung Osten gefahren, was einfach idyllisch war. Dabei sind wir auch am südlichsten Punkt Afrikas (Cape Agulhas) vorbeigekommen, wo sich die einmalige Gelegenheit ergab, in zwei Ozeane gleichzeitig zu pinkeln- es war einfach berauschend.

Ach ja, da war ja noch was – und zwar die Rückreise. Während man an der südafrikanischen Grenze zwar in drei verschiedene Büros gehen muss um sich irgendwelche Stempel zu holen, die man aber problemlos bekommt (beide Male mit einem Lächeln), trafen wir die namibische Grenzbeamtin schlecht gelaunt zurückgelehnt im Drehstuhl an. Nachdem sie uns erstmal eine Minute ignoriert hat, wollte sie nach Inspektion unserer Pässe und des Einreiseformulars nicht glauben, dass wir seit über 4 Monaten ohne festen Wohnsitz in Namibia unterwegs waren. Neben der Frage was man überhaupt so lange als Tourist in Namibia zu suchen hat, wollte sie uns ernsthaft unterstellen, dass wir hier arbeiten würden oder wenigstens Familienangehörige hätten, auf jeden Fall hätte es keinen Zweck sie für dumm verkaufen zu wollen. Wir waren sprachlos über soviel Ignoranz und gleichzeitig stellte sich das Gefühl ein, wieder im perfekt organisierten Namibia zu sein, wo gut ausgebildete Beamte ihren Job als Berufung ansehen, um dem Treiben krimineller Subjekte, wie hinterhältigen Touristen, Einhalt zu gebieten. Dazu kam noch, dass es früh 6 Uhr 30 war und wir die ganze Nacht durchgefahren sind, was unsere verbalen Verteidigungsversuche etwas schwerfälliger machte. Letztendlich hat sie uns dann doch rein gelassen, wofür wir ihr natürlich zu grenzenlosem Dank verpflichtet sein sollten.

Jetzt sind wir wieder in Windhoek, warten und arbeiten bis uns die Mittagshitze zur Siesta zwingt. Unseren Lutz müssen wir vorm Wochenende auch noch aufräumen denn am Sonntag kommen unsere Mädels („beautiful german girls - you know“) mit denen wir uns dann noch einmal die namibischen Highlights zu Gemüte führen.

So, das war mal wieder das Neueste in aller Kürze. Mir bleibt nur noch zu sagen, dass ich mich wahnsinnig auf das erste Training nach langer Abstinenz freue und verbleibe mit sonnigen Grüßen aus dem Land, wo der Weihnachtsmann mit Sandalen, Bermudas und Strohhut rumläuft – Euer mobilized Jan
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Re: Kendo goes wild

Beitragvon Jan T. » Mo 15. Jan 2007, 12:02

Das wären also die letzten Zeilen zum Thema „Jan in Afrika“.
Die Zeit war schön und hätte nicht besser sein können. Das Land hat sich von all seinen Seiten gezeigt, wobei die schönen klar vorn lagen. Wen wundert das schon bei 300 Sonnentagen im Jahr. Das Praktikum war ein Erfolg auch wenn es zeitweise viel Schweiß und Nerven gekostet hat. Viele wichtige Sachen sind mir hier klar geworden, wobei auch viel Mist zusammengekommen ist - hier eine kleine Auswahl:

- Punkt 1422 (MEZ +1) erhöht sich die Zahl der um den Kopf schwirrenden Fliegen um drei
- Scrabble spielen verkürzt die Wartezeit zum Abendbrot um durchschnittlich 1 Stunde
- eine neue kurze Stoffhose hält unter Dauerbelastung 140 Tage bis sie auseinander fällt
- In 20 Wochen läuft man sich durchschnittlich 4 Dornen in den Schuh
Das Erschreckenste war jedoch die Erkenntnis, dass 4 Monate Arbeit einen gesünder halten als 3 Wochen Urlaub. . .

Die letzten drei Wochen war ich also mit Wiebke, Paula und Georg noch einmal unterwegs, um zu kontrollieren ob auch alles an seinem Platz geblieben ist. Eigentlich lief alles nach Plan, bis wir in den Etoschapark kamen und drei Tage lang keine Löwen sahen. Von wegen Wildkatzen. Diese Faulpelze lagen bestimmt unter irgendeinem Kameldorn und haben sich ihren fetten Bauch gebräunt. Auch dass die Felszeichnungen von Twyfelfontein und der versteinerte Wald noch älter geworden sind seit meinem letzten Besuch war nicht abgemacht, aber die Mädels haben bestimmt nichts gemerkt. Wenigstens hat sich die Wüste von ihrer besten wenn auch trostlosesten Seite gezeigt (war glaube ich auch nicht schwer) und der Atlantik hat fleißig mit dem Sand und dem Wind als Schiedsrichter um die Vorherrschaft am Strand gekämpft. Vom Atlantik ging es zum Fisch- River- Canyon, dem zweitgrößten Canyon der Welt, wo wir das Jahr bei einem zünftigen Essen ausklingen ließen. Am Neujahrsmorgen ging es auf einen nahe gelegenen Berg, um die neue Sonne willkommen zu heißen. Der Besuch am Fischfluss war klasse, zumal wir Glück hatten und tatsächlich Wasser drin war. Dazu müsst ihr wissen, dass es in Namibia nur Trockenflüsse (Riviere) und diese nur nach sehr starken Regenfällen für ca. 3 Tage Wasser führen. Weiter ging es nach Keetmannshoop um den Köcherbaumwald und den Giant´s Playground zu besichtigen. Wir fanden eine Farm, auf der man uns mit einem „Hello, 5 o’clock we feet the Cheetahs“, empfing. Gut, dachten wir, die Geparden werden gefüttert, gehen wir mal hin. Punkt 17 Uhr standen die potentiellen Opfer mit ihren 80 mm Objektiven bereits am Zaun und der Farmbesitzer öffnete das Tor. Eine Frau sagte: „Meint der das ernst?“, als wir schon mitten im Käfig standen. Wie die Hexe aus Hänsel und Gretel meinte der Mann noch „It´s ok, come closer!“ …Jetzt standen wir den Miezekatzen 3 m Auge in Auge gegenüber. An der Stelle muss ich euch sagen dass ich gar nicht erst angefangen habe an einen Fluchtplan zu arbeiten, sondern ich habe immer schön aufgepasst, dass Wiebke zwischen mir und den Tierchen bleibt. Natürlich bin ich heil aus der ganzen Sache gekommen was ich von den zwei Klippschliefern (größere Hamster) nicht behaupten kann. Die könnten jetzt keine Grüße mehr ausrichten. Zurück in Windhoek genossen wir noch einmal die Vorzüge direkt an der Quelle des wahrlich guten Geschmacks zu sitzen und knusperten im Joe´s Beerhouse (unserer Stammkneipe) vergnügt an Oryx- und Springbockschenkeln.

Und trotzdem werde ich wahrscheinlich als erstes die Sonne vermissen, die mir hier Schal, Handschuhe und T- Shirt ersetzt hat. Jetzt verbringe ich die letzten vier Tage mit Fotos sortieren und Scrabbleoptimierung (was ist die höchstmögliche Punktzahl bei optimaler Buchstabenverteilung), bevor es in das verregnete kalte Deutschland zurückgeht. Aber ich habe gehört, im Winter soll Kendo in Deutschland besonders viel Spaß machen. Zudem freue ich mich darauf, endlich wieder mit euch die Shinai kreuzen zu können.

Mit einem gekühlten Windhoek Lager in meiner rechten proste ich euch zum letzten Mal aus dem Land der sengenden Sonne zu und wünsche euch ein erquickendes Jahr voller sprudelnder Ideen.
Jan in Afrika
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